Prozessautomatisierung
Das ERP der Zukunft: Selbstlerner oder Selbstläufer
Lesedauer: 3 Minuten

Der Weg der digitalen Transformation führt über die Automatisierung. Auch ERP-Systeme entwickeln sich immer mehr zu Schaltzentralen aller Kernprozesse. Wie weit wird das gehen?
Innovation steht bei mittelständischen Industrieunternehmen ganz oben auf der Agenda. Dies bestätigte jüngst eine Studie von teknowlogy | PAC im Auftrag von proALPHA unter 100 IT- und Fachverantwortlichen: Top-Innovationsziel ist demnach für 48 Prozent der Studienteilnehmer das Industrial Internet of Things (iIoT). Als Schaltzentrale einer intelligenten Produktion sorgt hier das ERP-System für durchgängige Prozesse. Die Studie zeigt jedoch noch ein anderes Bild: Zwar sind die meisten Unternehmen davon überzeugt, dass ihnen Innovationen langfristig helfen werden, Prozesse zu automatisieren. Im Arbeitsalltag dominieren jedoch nach wie vor traditionelle Technologien.
Erprobte Ansätze
Dabei gibt es bereits bewährte Ansätze, system- und bereichsübergreifende Prozessketten nahtlos zu gestalten. So hat der Metall- und Blechbearbeiter KWM WEISSHAAR mit proALPHA eine umfassende Maschinenanbindung realisiert: Seine Maschinen melden laufend Status-Informationen an das ERP-System. Bei täglich 200 bis 350 Produktionsaufträgen weiß das Unternehmen damit jederzeit, welcher Auftrag sich in welchem Status an welcher Bearbeitungsstation befindet.
Ein Bestückungsautomat, der auch Ausschuss zurückmeldet, steht in der Elektronikfertigung der Hydrotechnik GmbH. Über eine Schnittstelle ruft das ERP-System von dort wichtige Maschinendaten ab: Dank eines automatischen und in der Regel einmal täglich durchgeführten Bestandsabgleichs wissen die Disponenten bei Hydrotechnik genau, wie viele Teile der Bestückungsautomat erfolgreich verbaut hat, ob und wie viel Ausschuss entstand und wie hoch folglich die (Rest-)Bestände der einzelnen Bauteile sind. Anstehende Nachbestellungen sind frühzeitig bekannt. Die Fertigung verläuft planmäßig und Produktionsverzögerungen aufgrund von Fehlbeständen sind für das Unternehmen Vergangenheit.
Ein weiteres Beispiel für bereichsübergreifende Automation findet sich beim Dentalspezialisten bredent group. Das Unternehmen hat sich die Intercompany-Prozesse vorgenommen, speziell zwischen der bredent GmbH & Co. KG und dem Schwesterunternehmen bredent medical GmbH & Co. KG. Früher waren Medienbrüche dort an der Tagesordnung. Bestellungen mussten zum Beispiel ausgedruckt und abgetippt werden, was sehr fehleranfällig war und Zeit kostete. Bei Geschäftsvorfällen zwischen beiden Unternehmen verbucht das ERP-System heute einen Kommissionierschein auf der einen Seite zugleich als Wareneingang auf der anderen Seite. Diese horizontale Automatisierung spart Zeit und sorgt für höchste Prozesssicherheit.
Eines der Paradebeispiele für eine neue Ära der Automatisierung ist Predictive Maintenance. Bei PWM GmbH & Co. KG, dem Weltmarktführer für elektronische Preisanzeigen an Tankstellen, ist es zwar noch nicht ganz soweit. Die Grundbausteine sind aber bereits gelegt: Die Anzeigentürme für Tankstellen sind schon heute mit einer Track-Technologie ausgestattet. Diese sammelt Live-Daten aus den Anlagen – darunter Temperatur, Feuchtigkeit sowie An- und Ausschalthäufigkeit. Das Ziel: Daten so intelligent auszuwerten, dass sich verschleißbedingte Ausfälle in Zukunft nahezu ausschließen lassen. Dann kann ein ERP-Prozess Servicepartner automatisch und frühzeitig mit Ersatzteilen versorgen und sie zum Einsatzort schicken, bevor etwas ausfällt.

Nächste Station: Intelligente Automatisierung
Seitens der ERP-Anbieter gibt es zahlreiche weitere Ansatzpunkte, Systeme jenseits einfacher Workflows intelligenter zu machen. Ein Beispiel, das sich bereits in der Praxis bewährt, ist die automatische Eingangsrechnungsverarbeitung. Hier werden nach dem Scan einer Rechnung oder dem Auslesen der XML-Daten Prüfschritte automatisiert und Buchungen vorbereitet. Aktuell sind die Systeme noch nicht intelligent genug, alle für die Prüfung und anschließende Verbuchung relevanten Informationen jedes Rechnungstyps auf Anhieb richtig zu erkennen und zu interpretieren. Manuelles Eingreifen ist vor allem bei Spezialformaten wie Sammelrechnungen oder Abschlagszahlungen noch nötig. Aber: Bei entsprechend hohem Rechnungsaufkommen ergeben sich schon heute signifikante Zeiteinsparungen und mehr Zuverlässigkeit im Ablauf.